Google Ads - Geldverbrennen für Anfänger und Fortgeschrittene?

Google Ads - Geldverbrennen für Anfänger und Fortgeschrittene?

Ich habe neulich gelernt, dass Google Ads für Impressionen kostenlos sind und nur Klicks bezahlt werden müssen. Klingt erstmal nach einem guten Deal, das muss ich ausprobieren, habe ich mir gedacht. Hier meine ersten Erfahrungen und warum ich nach 25 Euro binnen 12 Stunden schon die Notbremse gezogen habe.

Hintergrund

Um den Kontext meines Experiments zu schaffen, muss ich kurz ein bisschen Eigenwerbung machen. Irgendwann in 2019 hatte ich mit einem Bekannten darüber gesprochen, wie man Sensordaten in Spiele integrieren kann und aus den Spielen heraus LEDs, Motoren, usw. steuern kann. Nach kurzer Recherche bin ich auf MQTT als Technologie gestoßen (und dazu gibt es eine Menge Blogposts auf diesem Blog) und habe versucht eine Anbindung zu Unity als Game Engine zu schaffen. Da mein Bekannter über keinerlei Programmierkenntnisse verfügt, war mein Anspruch es so einfach bedienbar zu machen, wie möglich. Im April 2021 war es dann soweit, SmoothMQTT - No Code, Just Connect! hat das Licht des Tages im Unity Assetstore erblickt. Seitdem ist es auch inhaltlich noch stark gewachsen, hat sich aber stets an den Claim gehalten. Um es zu verwenden, muss man keine Zeile Code schreiben. In den 1,5 Jahren, die das Produkt online ist, habe ich keine Werbung dafür geschaltet und es hat sich ungefähr 40 mal verkauft. Ein guter Testballon für Google Ads

Meine Erwartung

Ich habe mir vorgestellt, dass ich Google Ads öffne, Suchbegriffe eingebe unter denen ich gefunden werden möchte und ein Budget angebe, das dafür verwendet werden darf. Eventuell noch wie ich es von Twitter und Facebook Ads kenne eine Möglichkeit die Zielgruppe (nach Suchbegriffen) an den Rändern durch Ähnlichkeiten oder so zu erweitern.

Was ich bekommen habe

Der Prozess war denkbar einfach, ich habe "Los geht's" geklickt und nachdem ich ein paar Stammdaten angegeben habe und auf welche Seite verlinkt werden soll (in dem Fall auf https://smoothmqtt.schliesky.com, die Anleitung zu dem Paket), musste ich noch eine Reihe Keywords eingeben (hier habe ich die Suchbegriffe eingetragen) und Länder in denen diese Anzeige gezeigt werden soll (Meine Wahl waren 11 Länder aus Europa, Asien und Nordamerika). Zuletzt habe ich ein Budget angegeben (max. € 410 pro Monat) und war dann nach nicht einmal 10 Minuten fertig mit meiner Kampagne. Das ist doch super!

Was dann geschah

Es hat ungefähr 5 Stunden gedauert, bis die Kampagne freigegeben war. Ich vermute, dass da Menschen draufschauen, um Missbrauch zu verhindern, besonders bei Neu-Accounts. In den folgenden 5 Stunden habe ich rund 10.000 Impressionen und rund 100 Klicks bekommen zum Preis von ungefähr 20 Euro. Die Zugriffe kamen fast alle von irgendwelchen Websites auf denen kleine Spiele angeboten werden. Moment mal. Ich wollte doch in der Suche auftauchen. Alle Besucher sind also Spieler und nicht Spiele-Entwickler, die meine Zielgruppe sind. Also habe ich versucht, das besser einzugrenzen. An diesem Punkt habe ich erstmal verstanden, das Keywords gar nicht Suchbegriffe meint, sondern Kontexte, in denen meine Werbung angezeigt wird. Also "MQTT" als Keyword bedeutet Anzeige auf Seiten die MQTT als Thema behandeln (nicht das schlechteste). Das Keyword "Video Games" ist für mich dann aber super schädlich.

Was ist alles schief gelaufen?

Entgegen meiner Annahme konnte ich meine Zielgruppe nicht vernünftig beschreiben, nicht auswählen, dass ich nur in der Google Suche, nicht aber in Werbebannern auftauchen möchte und auch Suchbegriffe anzugeben war nicht möglich. Daraufhin habe ich die Kampagne erstmal pausiert.

Nach etwas Recherche stellt sich heraus, Google Ads hat den neuen Smart Modus, in dem man bewusst all diese Parameter nicht einstellen darf. Damit sich die Klicks auf meine Website aber lohnen (es muss von da ja noch den Klick in den Assetstore geben, damit ich etwas verkaufen kann), muss ich sicherstellen, dass App-Ersteller, z.B. Werbe- und Medienagenturen, Messebauer und am Ende natürlich auch Programmierer (weil es auch für die eine Arbeitserleichterung ist) auf meine Seite kommen.

Also Smart Modus aus und jetzt kann ich nochmal neu anfangen, mit einer genau definierten Kampagne. Und ich bin mir sicher, das wird dann auch deutlich länger als 10 Minuten dauern.

Was habe ich für dich daraus gelernt, damit du ~20 Euro sparen kannst ;)

  • Smart-Kampagnen sind kinderleicht aufzusetzen
  • Der Sichtbarkeitsboost ist enorm zu organischer Reichweite
  • Die smarte Kampagne optimiert automatisch auf deine Ziele
    ABER: Nur wenn die Ziele generell Klicks, Anrufe oder Maps-Navigationsanfragen sind. Für alle anderen Ziele siehe letztes Kapitel
  • Google Ads kann sehr schnell sehr viel Geld kosten und man sollte sich bewusst sein, wie viel man realistisch zurückbekommt durch Umsätze
  • Es gibt einen fortgeschrittenen Modus, der aber nicht offensichtlich ist

Was ist also der Plan?

In Anbetracht der Tatsache, dass ein Verkauf mir ~€38 bringt und ich für €20 100 Klicks bekommen habe, reicht 1% Conversion Rate aus, um keinen Verlust zu machen. Das halte ich für realistisch, wenn ich die richtige Zielgruppe zu mir hole. Um genau zu sein rechne ich mit 3%.

Ich werde mir also jetzt die Zeit nehmen, eine Kampagne im "fortgeschrittenen Modus" zu erstellen, die die Zielgruppe deutlich besser beschreibt als es für meinen Fall Keywords alleine könnten und die Kampagne dann mindestens 1 Monat laufen lassen und einen zweiten Teil zu diesem Blogpost schreiben.

FAZIT

Ich denke, wenn man ein geschicktes Vertriebsteam hat und die Kampagne auf Anrufe laufen lässt, dass das eine wahre Goldgrube sein kann. Gerade weil man ja nur für die erfolgreiche Anbahnung zahlt. Für meinen Fall, war es zunächst mal ein Reinfall, ich gehe davon aus, dass der zweite Anlauf deutlich besser laufen wird.
Ich bin positiv überrascht, wie billig Reichweite ist. Auf der anderen Seite war es auch extrem wichtig, dass ich nachvollziehen konnte woher die Neubesucher kommen, sonst hätte ich schlimmsten falls erst nach 400 Euro gemerkt, dass das überhaupt nicht funktionieren kann, weil da nicht meine Zielgruppe auf die Website kommt.

Anhang zu Algorithmus und Zielen

Ich bin davon überzeugt, dass der Google-Algorithmus unfassbar gut darin ist, seine Ziele zu optimieren, weil Kunden ja im Prinzip nur für die Erreichung der Ziele bezahlen. In meinem Fall ist das Ziel Verkauf meines Assets im Unity Assetstore. Google hat keine Möglichkeit meine Conversion-Rate herauszufinden, also wie viele Verkäufe dort erreicht werden. Auch hat es keinen Zugriff auf meine Dokumentationsseite um die ausgehenden Links zu verfolgen, da ich dort wie hier, das datensparsame Matomo benutze und nicht Google Analytics. Ob man mit Google Analytics Conversion Ziele angeben kann, die dann von Google Ads ausgewertet werden, weiß ich nicht, ich kann es mir aber gut vorstellen.

Daher hier nochmal ein Disclaimer: Google Ads mit Smart Kampagnen funktioniert nicht FÜR den Anwendungsfall, den ich habe.

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Vielen Dank und viel Spaß beim Ausprobieren oder Weiterlesen.